Privatpraxis für evidenzbasierte Physiotherapie in St. Wendel

Schlagwort: Physiotherapie

Prävention durch Physiotherapie

Prävention von Muskel- und Skeletterkrankungen durch Physiotherapie: Wie gezielte Maßnahmen das Risiko minimieren

Muskel- und Skeletterkrankungen gehören zu den häufigsten Gesundheitsproblemen weltweit. Sie können zu erheblichen Einschränkungen im Alltag führen und die Lebensqualität massiv beeinträchtigen. Doch viele dieser Erkrankungen lassen sich durch präventive Maßnahmen verhindern oder zumindest in ihrer Ausprägung und Häufigkeit reduzieren. Hier spielt die Physiotherapie eine zentrale Rolle. Durch individuell angepasste physiotherapeutische Methoden können Risikofaktoren minimiert und die Gesundheit des Bewegungsapparates nachhaltig gestärkt werden.

Warum Prävention so wichtig ist

Muskel- und Skeletterkrankungen, wie Rückenschmerzen, Gelenkerkrankungen oder Bandscheibenprobleme, entwickeln sich oft schleichend. Viele Menschen suchen leider erst dann medizinische Hilfe, wenn Schmerzen oder Funktionseinschränkungen den Alltag bereits stark beeinträchtigen.

Doch der Schlüssel zur langfristigen Gesundheit des Bewegungsapparates liegt in der Prävention. Frühzeitige physiotherapeutische Interventionen können nicht nur Beschwerden verhindern, sondern auch die Belastbarkeit von Muskeln, Bändern und Gelenken erhöhen.

Die Rolle der Physiotherapie in der Prävention

Physiotherapie wird häufig als rein rehabilitative Maßnahme betrachtet. Die präventive Wirkung ist mindestens genauso bedeutend. Durch gezielte Bewegungsprogramme, individuelle Beratung und spezifische Trainingstechniken können wir als Physiotherapeuten muskuläre Dysbalancen ausgleichen, die Körperhaltung verbessern und degenerative Prozesse verlangsamen.

Belastungsanalyse

Eine der häufigsten Ursachen für Muskel- und Skeletterkrankungen sind Fehlbelastungen. Sei es durch fehlenden Ausgleich nach beruflich sitzender Tätigkeit oder ungünstigen Bewegungsabläufe im Alltag. In der Physiotherapie führen wir eine umfassende Analyse durch, um ungünstige Faktoren zu identifizieren. Basierend auf diesen Ergebnissen wird ein individuelles Übungsprogramm erstellt, das einen Ausgleich schafft.

Bewegungsmotivation

Gemeinsam ermitteln wir mit Ihnen in der Physiotherapie Übungen, die Ihnen Freude an Bewegung geben. Diese Übungen können bei jedem anders aussehen. Wichtig ist, die Angst vor Bewegung zu nehmen und Freude an Bewegung zu erlangen.

Kräftigung der Muskulatur

Durch gezielte Kräftigungsübungen können wir als Physiotherapeuten die Stabilität Ihres Bewegungsapparates erhöhen. Ein starker Muskelapparat schützt Ihre Gelenke und entlastet Ihre Wirbelsäule, was das Risiko von Verletzungen und Verschleißerscheinungen deutlich reduziert.

Mobilisation und Flexibilitätsförderung

Gelenksteifigkeit und mangelnde Flexibilität erhöhen die Wahrscheinlichkeit für Verletzungen und Schmerzen. Physiotherapeutische Mobilisationsübungen sorgen dafür, dass die Gelenke beweglich bleiben und der gesamte Bewegungsapparat geschmeidig funktioniert.

Schmerzsensibilisierung und Schulung

Chronische Schmerzen führen oft zu Schonhaltungen und Bewegungsvermeidung, was wiederum muskuläre Dysbalancen verstärken kann. Physiotherapeuten arbeiten nicht nur an der körperlichen, sondern auch an der mentalen Komponente des Schmerzes. Durch gezielte Schmerzschulung lernen Sie, wie Sie Ihren Schmerz wahrnehmen und entsprechend handeln können, ohne in eine Schonhaltung zu verfallen.

Prävention durch Bewegung – Ein ganzheitlicher Ansatz

Ein zentraler Bestandteil der präventiven Physiotherapie ist die Vermittlung eines gesunden, aktiven Lebensstils. Regelmäßige Bewegung fördert die Durchblutung, stärkt den Muskel- und Sehnenapparat und sorgt dafür, dass der Körper widerstandsfähiger gegenüber Belastungen wird. Wir entwickeln maßgeschneiderte Trainingspläne, die auf Ihren individuellen Gesundheitszustand und Ihre Belastbarkeit abgestimmt sind. So wird sichergestellt, dass Bewegung weder unter- noch überfordernd ist.

Die Prävention von Muskel- und Skeletterkrankungen durch Physiotherapie ist eine Investition in die eigene Gesundheit. Durch frühzeitige Maßnahmen und gezielte physiotherapeutische Betreuung lassen sich viele Beschwerden verhindern oder lindern. Physiotherapie ist dabei nicht nur für Menschen mit akuten Beschwerden relevant, sondern vor allem für all jene, die langfristig gesund und mobil bleiben wollen. Ich biete Ihnen eine ganzheitliche, individuelle Betreuung, die den Grundstein für ein schmerzfreies und aktives Leben legt.

Die präventive Physiotherapie sollte daher nicht als Option, sondern als integraler Bestandteil eines gesunden Lebensstils betrachtet werden.

Der Einfluss des Geschlechts auf chronische Rückenschmerzen

„Medizin ist männlich und 80 kg schwer.“

Prof. Dr. med Vera Regitz- Zagrosek (Internistin und Kardiologin)

Mit dieser provokanten Aussage von Prof. Dr. med Vera Regitz- Zagrosek möchte ich in diesen Blogbeitrag einsteigen. Sie ist Internistin und Kardiologin aber vor allem Pionierin in der Gendermedizin in Deutschland.

Sie wurde belächelt, als sie Kollegen mitteilte, forschen zu wollen im Gebiet der kardiologischen Erkrankungen und der Unterschiede zwischen Männern und Frauen bezüglich Herzerkrankungen.

Heute wissen wir: Es gibt Unterschiede. Nicht nur in der Symptomatik, sondern auch in der Art und Weise, wie Frauen und Männer bestmöglich therapiert werden sollten.

Genderspezifische Unterschiede bei chronischen Rückenschmerzen

Für eine wissenschaftliche Arbeit habe ich Forschungen angestellt im Gebiet der genderspezifischen Unterschiede bei Patienten mit chronischen Rückenschmerzen.

Ziel meiner Forschung war, herauszufinden, welche genderspezifischen Unterschiede es in Bezug auf chronische Rückenschmerzen gibt und ob ein genderspezifischer Therapieansatz maßgeblich zum Therapieerfolg beitragen kann. Es ist belegt, dass chronische Rückenschmerzen sowohl anatomische Veränderungen, als auch Veränderungen des Zentralen Nervensystems verursachen können. Es ist aber auch bestätigt, dass diese Veränderungen durch geeignete Therapieansätze reversibel sind. Daher ist es mir ein Anliegen, anhand meiner Forschungsarbeit einen Beitrag zur Optimierung physiotherapeutischer Behandlungen bei chronischen Rückenschmerzen zu leisten.

Für meine Forschungsarbeit habe ich aktuelle Studien herangezogen, die sich auf die Schlagworte „Gender“, „chronische Rückenschmerzen“ und „Physiotherapie“ beziehen. Ich habe in diese Forschung lediglich Studien einbezogen, in denen die Teilnehmer der Untersuchungsgruppen mindestens 18 Jahre alt waren und entweder männlich oder weiblichen Geschlechts.

Studien an jüngeren Probanden oder Kindern habe ich nicht mit einbezogen, da diese Gruppe einer gesonderten Betrachtungsweise und Therapieansätze bedarf. Ebenso wurden Studien ausgeschlossen, die sich auf die Thematik in Bezug auf Transgender- und Genderdiversityaspekte beziehen, da hier weitere Faktoren und biopsychosoziale Aspekte in einem multidisziplinären Ansatz betrachtet werden müssen. Die Studienlage hierzu ist noch sehr gering und es bedarf weiterer Forschung in diesem Bereich der Schmerzforschung und -therapie (Boerner, Harrison, Battison, Murphy, & Wilson, 2023).

Hohe Prävalenz und gesamtwirtschaftliche Kosten

Chronische Rückenschmerzen betreffen Millionen von Menschen weltweit. Sie beeinflussen das alltägliche Leben und führen zudem mitunter zu hohen gesamtwirtschaftlichen Kosten. Chronische Rückenschmerzen sind immer ein Ergebnis aus verschiedenen biologischen, psychologischen und sozialen Einflussfaktoren, zu denen auch das Geschlecht gehört.

Die Ergebnisse meiner Forschungsarbeit habe ich Ihnen im folgenden Text zusammengefasst.

Frauen leiden häufiger unter chronischen Rückenschmerzen als Männer

Studien zeigen, dass Frauen häufiger an chronischen Rückenschmerzen leiden als Männer. Ein möglicher Grund dafür liegt in den biologischen Unterschieden zwischen den Geschlechtern. Hormonelle Schwankungen, insbesondere das Hormon Östrogen, beeinflussen die Art und Weise, wie unser Körper auf Schmerzen reagiert. Auch die Muskulatur und Knochendichte von Frauen unterscheidet sich von der der Männer, was die Anfälligkeit für Rückenschmerzen verstärken kann. Gerade der Anstieg von chronischen Rückenschmerzen zwischen dem 3. und 6. Lebensjahrzehnt war auffällig. Auch hier waren Frauen häufiger von chronischen Rückenschmerzen betroffen als Männer. Ebenso konnte festgestellt werden, dass die Art und Weise der Schmerzverarbeitung bei Frauen und Männern unterschiedlich verläuft.

Für Sie als Patienten bedeutet dies, dass es wichtig ist, diese körperlichen Unterschiede bei der Wahl der Therapie zu berücksichtigen. Eine individuell abgestimmte Behandlung kann helfen, den Schmerz besser zu bewältigen.

Frauen geben intensivere Schmerzlevels an

Ein weiteres Ergebnis meiner Forschung ist, dass Frauen Schmerzen intensiver empfinden als Männer. Das bedeutet, dass Schmerzen das Leben von Frauen oft stärker beeinflussen – sowohl körperlich als auch emotional. Es könnte darauf hindeuten, dass Frauen intensivere Behandlungsansätze benötigen, die nicht nur auf den Körper, sondern auch auf das emotionale Wohlbefinden abzielen. Die emotionale Komponente von Schmerzen wird oft unterschätzt, spielt aber eine entscheidende Rolle bei der Bewältigung von chronischen Schmerzen. Dennoch muss hier festgehalten werden, dass es eben auch sein kann, dass Frauen und Männer hier unterschiedliche Angaben machten. Stichwort: „Sei ein Mann und keine Memme.“

Psychosoziale Aspekte eher bei Frauen deutlich

Ein weiterer wichtiger Aspekt ist der Einfluss psychosozialer Faktoren auf die Schmerzwahrnehmung. Stress, Ängste und Depressionen haben bei Frauen laut Studienlage einen größeren Einfluss auf das Schmerzempfinden als bei Männern. Es ist daher wichtig, Strategien zur Stressbewältigung, wie Entspannungstechniken, Achtsamkeit oder psychologische Unterstützung, in den Behandlungsplan zu integrieren. Es konnte gezeigt werden, dass Frauen eher von achtsamkeitsbasierten Anwendungen profitierten als Männer.

Männer hingegen profitierten eher von konventionellen Therapieansätzen oder kognitiver Verhaltenstherapie.

Bedeutung für die Therapie

Was bedeuten diese Erkenntnisse nun für die Behandlung? Meine Forschung hat gezeigt, dass Frauen am besten auf eine ganzheitliche Therapie ansprechen, die sowohl den Körper als auch den Geist behandelt. Eine Kombination aus Physiotherapie, psychologischer Unterstützung und Entspannungstechniken ist oft besonders wirksam, um die Schmerzen zu lindern und die Lebensqualität zu verbessern.

Männer hingegen profitieren häufig mehr von körperlich orientierten Therapieansätzen. Bewegungstherapie, Kräftigungsübungen und Mobilisation sind für sie oft zielführend, um die Schmerzen zu lindern und die Beweglichkeit zu verbessern.

Die wichtigste Erkenntnis meiner Forschung ist, dass Männer und Frauen unterschiedliche Behandlungen benötigen, um chronische Rückenschmerzen effektiv zu bewältigen. Was für den einen funktioniert, muss nicht unbedingt für den anderen hilfreich sein. Daher ist es entscheidend, gemeinsam mit Ihren Therapeuten herauszufinden, welche individuelle Therapie für Sie am besten geeignet ist. Chronische Rückenschmerzen sind eine große Belastung, aber mit der richtigen, auf Ihre Bedürfnisse abgestimmten Behandlung können Sie die Schmerzen in den Griff bekommen. Sprechen Sie mit Ihren Therapeuten darüber, wie genderspezifische Therapieansätze in Ihre Behandlung integriert werden können.

Limitationen meiner Studie

Ein wesentlicher, limitierender Punkt ist, dass die von mir analysierten Studien oft unterschiedliche Methoden und Definitionen verwendet haben, um Schmerzintensität und Therapieerfolge zu messen. Dies erschwert die direkte Vergleichbarkeit der Ergebnisse. Manche Studien stützten sich auf subjektive Selbstberichte von Patienten, was die Genauigkeit der Schmerzmessungen beeinflussen könnte. Selbstberichte sind zwar wertvoll, können aber durch individuelle Unterschiede in der Wahrnehmung von Schmerzen oder durch soziale und kulturelle Einflüsse verzerrt sein.

Ein weiteres Problem ist, dass einige der Studien mit relativ kleinen Stichproben gearbeitet haben, was die Generalisierbarkeit der Ergebnisse einschränken könnte. Größere Studien mit einer breiteren Population wären notwendig, um die Gültigkeit der Erkenntnisse zu bestätigen. Zudem konzentrieren sich viele Studien auf westliche Länder, sodass die Ergebnisse möglicherweise nicht auf andere Kulturen oder Regionen übertragbar sind.

Schließlich bleibt auch die Frage offen, wie nachhaltig die untersuchten Therapien wirken. In meiner Arbeit wurden vorwiegend kurzfristige Behandlungserfolge untersucht. Langfristige Effekte und die Frage, wie sich die geschlechtsspezifischen Unterschiede im Verlauf der Behandlung über Jahre hinweg entwickeln, konnten nicht umfassend berücksichtigt werden.

Trotz dieser Einschränkungen liefern die Ergebnisse meiner Arbeit wertvolle Hinweise darauf, dass geschlechtsspezifische Unterschiede bei der Behandlung von chronischen Rückenschmerzen eine wichtige Rolle spielen und in der klinischen Praxis stärker berücksichtigt werden sollten.

Auf Wunsch sende ich Ihnen gerne meine Forschungsarbeit als pdf zu.

Christina Sattler

Mach das bloß nicht! Oder: Was sind Nocebos, was bewirken sie und wie kann man sich schützen?

„Ob du denkst, du kannst es, oder du kannst es nicht – du wirst auf jeden Fall recht behalten.“

Henry Ford

Das Wort „Placebo“ kennen wir alle. Doch was bedeutet „Nocebo“?

Das Wort „Nocebo“ stammt aus dem Lateinischen und bedeutet so viel, wie:

„Ich werde schaden“.

Während Placebos positiv auf die Gesundheit wirken können, selbst wenn keine aktiven Wirkstoffe enthalten sind, führen Nocebos eher zu negativen Effekten auf die Gesundheit.

Nocebos schaden somit potentiell. Nocebos finden wir in vielen Aussagen überall im Alltag.

Ein Paradebeispiel für ein Nocebo ist die Aussage „Auf dem Bauch zu schlafen, ist nicht gut für die Halswirbelsäule“ oder „Wenn ich falsch hebe, dann entsteht zu viel Druck auf die Bandscheibe.“ Auch ein Paradebeispiel: „Da reibt Knochen auf Knochen.“ Was machen solche Aussagen mit Ihnen? Richtig: Angst.

Was bewirken Nocebos im Bereich der Gesundheit?

Nocebos können eine Vielzahl an negativen Effekten auf die Gesundheit haben, da allein die Erwartung von Schäden Nebenwirkungen hervorrufen kann.

Menschen können somit Schmerzen oder Beschwerden körperlicher Art erleben, alleine durch die Erwartung schädigender Wirkung, wie zum Beispiel beim „falschen“ Heben.

Ebenso können Nocebos eine Wirkung auf die Psyche haben, nämlich indem Angst vor Bewegung ensteht, dadurch Stress hervorgerufen wird und im schlimmsten Falle sogar Depressionen aufgrund der negativen Erwartungshaltung verstärkt werden.

Bei Patienten mit chronischen Erkrankungen können Nocebo- Effekte die Symptome verschlimmern oder auch die Wirkung von Behandlungen reduzieren.

Woran erkennt man Nocebos?

Zum einen erkennen Sie ein Nocebo daran, dass die Aussagen meist negativ formuliert sind, wie z.B.: „Wenn Sie diese Bewegung nicht lassen, dann schaden Sie Ihrem Rücken.“ Oder: „Zu langes Sitzen, schadet Ihren Bandscheiben.“

Solche oder ähnliche Aussagen kommen nicht etwa nur von Laien, sondern auch von Fachkräften aus dem medizinischen Bereich. Manchmal sieht man auch im Frühstücksfernsehen sogenannte Experten, die über Fehlhaltungen referieren und krankmachende Aussagen in den Äther schicken. Sensibilisieren Sie sich für solche Aussagen.

Sie erkennen auch, dass Sie einem Nocebo auferlegen sind, wenn Sie Symptome bemerken, die medizinisch nicht erklärbar sind und nach einer negativen Information begonnen haben. Hier könnte ein Nocebo- Effekt vorliegen.

Wie kann man Nocebos vermeiden?

Es existieren mehrere Strategien, sich vor Nocebos zu schützen.

Achten Sie bei Ihrem nächsten Arzt- oder Therapietermin einmal auf die Kommunikationsweise. Kommuniziert das medizinische Personal mit Ihnen auf positive Weise?

Als Beispiel könnte eine Ärztin sagen: „Die meisten Patienten vertragen diese Behandlung gut.“ Statt zu sagen: „Diese Behandlung hat folgende Nebenwirkungen.“

Ein weiterer sehr wichtiger Punkt, wie Sie Nocebos vermeiden können, ist es, sich vor übermäßiger Information zu schützen. Überfordern Sie sich selbst nicht mit Informationen und lassen Sie sich auch von Ihrem Umfeld nicht zu sehr mit Informationen über Ihre Beschwerden oder Therapien überfordern.

Ganz besonders nicht, wenn Ihnen jemand eine Horrorgeschichte á la „Ach herrje, das hatte ich auch schon.“ erzählen möchte.

Nur weil Ihre Nachbarin auch eine Bandscheibe hat, bedeutet das nicht, dass Ihre Therapie und Genesung nach Bandscheibenvorfall genauso verlaufen muss. Brechen Sie solche Gespräche am Besten gleich ab. Es wird immer eine Person geben, die Ihnen eine negative Erfahrung mitteilt. Es gibt allerdings auch Personen, die als Positivbeispiele fungieren. Halten Sie sich an die Personen, die Ihnen ein gutes Gefühl vermitteln.

Erlernen Sie Techniken, die Ihnen helfen, Ihre eigenen negativen Erwartungen zu erkennen. Hier können Ihnen auf positive Kommunikation und Achtsamkeit geschulte Therapeutinnen und Therapeuten Werkzeuge an die Hand geben, die gesundheitsfördernd wirken.

Versuchen Sie, ein vertrauensvolles Verhältnis zu Ihren Ärztinnen und Ärzten, sowie zu Ihren Therapeutinnen und Therapeuten aufzubauen.

Nocebos als Phänomen

Nocebos zeigen also, wie mächtig rein die menschliche Erwartung auf ein negatives Ereignis sein kann. Allerdings zeigen Placebos auch, wie mächtig die Erwartung auf ein positives Ereignis sein kann.

Sie können selbst dazu beitragen, negative Wirkungen zu minimieren, in dem Sie eine bewusste Auseinandersetzung mit Nocebos schaffen, um Ihre Gesundheit und Ihr Wohlbefinden zu fördern.

Durch den bewussten Umgang mit Nocebos und der Stärkung der positiven Kommunikation können Sie Ihre Gesundheit und Behandlungsergebnisse effektiv stärken. Gerne unterstütze ich Sie dabei, Ihre Nocebos zu entlarven, Ihnen Werkzeuge an die Hand zu geben, achtsamer mit krankmachenden Aussagen umzugehen und mit positiver Kommunikation zu Ihrem Wohlbefinden beizutragen.

Wie Sie Ihren Körper auf die anstehende Gartensaison vorbereiten

Der Frühling steht in den Startlöchern und es ist an der Zeit, den Garten wieder zum Leben zu erwecken. Doch bevor Sie sich voller Enthusiasmus in die Gartenarbeit stürzen, lohnt es sich, Ihren Körper auf die bevorstehenden Herausforderungen vorzubereiten. Ein gezieltes Muskeltraining kann Ihnen helfen, Ihren Körper auf die Belastungen vorzubereiten, die oft mit Gartenarbeit einhergehen.

Warum ist Muskeltraining wichtig für die Gartenarbeit?

Gartenarbeit mag entspannend wirken, kann aber auch eine Belastung für Ihren Körper darstellen. Häufige Tätigkeiten wie Graben, Heben von Pflanzkübeln oder das Schwingen eines Rechens können zu übermäßiger Belastung der Schultern und des Rückens führen, vor allem dann, wenn Ihre Muskulatur nicht ausreichend gekräftigt ist.

Ein gezieltes Muskeltraining mit einem Theraband kann dazu beitragen, die für die Gartenarbeit notwendigen Muskelgruppen aufzubauen, um diese Belastungen zu reduzieren und Ihre Gartenarbeit zu einem entspannenden Erlebnis zu machen.

Welche Muskelgruppen sollten gestärkt werden?

Um Schulter- und Rückenbeschwerden bei der Gartenarbeit vorzubeugen, ist es wichtig, die folgenden Muskelgruppen zu stärken:

Schulter-, Rücken- und Rumpfkräftigung können Überbelastung vorbeugen
  1. Schultern und oberer Rücken: Diese Muskeln sind entscheidend für das Heben, Tragen und Bewegen von Gegenständen im Garten.
  2. Rückenmuskulatur: Eine starke Rückenmuskulatur unterstützt eine gute Körperhaltung und reduziert das Risiko von Rückenschmerzen beim Bücken und Heben.
  3. Core-Muskulatur: Die Muskeln im Bauch- und Beckenbereich sorgen für Stabilität und unterstützen die Wirbelsäule bei verschiedenen Bewegungen.

Beispielübungen mit Theraband:

  1. Schulterdrücken: Stehen Sie mit einem Fuß auf dem Theraband und halten Sie die Enden in jeder Hand. Heben Sie die Arme langsam nach oben, bis sie fast gestreckt sind, und senken Sie sie dann wieder ab. Diese Übung stärkt die Schulter- und Oberarmmuskulatur.
  2. Rudern: Setzen Sie sich auf den Boden und legen Sie das Theraband um Ihre Füße. Halten Sie die Enden des Bands in beiden Händen und ziehen Sie die Ellenbogen nach hinten, während Sie die Schulterblätter zusammenziehen. Diese Übung zielt auf die oberen Rückenmuskeln ab.
  3. Kniebeugen mit seitlichem Anheben: Stellen Sie sich auf das Theraband und halten Sie die Enden in beiden Händen. Führen Sie eine Kniebeuge durch und heben Sie dann die Arme seitlich bis auf Schulterhöhe. Diese Übung trainiert nicht nur die Beinmuskulatur, sondern auch die Schultern.

Führen Sie alle Übungen 12-15 Mal durch zu jeweils 3 Sätzen. Indem Sie regelmäßig diese und ähnliche Übungen durchführen, können Sie Ihre Muskulatur stärken und sich optimal auf die Gartenarbeit vorbereiten. Denken Sie daran, jede Übung langsam und kontrolliert auszuführen, und achten Sie darauf, sowohl auf Ihre Atmung als auch auf Ihre Körperhaltung zu achten.

Gerne erhalten Sie in Ihrer Therapie weitere Tipps von mir zur Prävention von Überbelastung.

Ich wünschen Ihnen eine erfolgreiche und schmerzfreie Gartensaison!

Wie wirkt sich die Behandlung mit Virtual Reality Technologie und Motor Imagery auf Menschen mit Morbus Parkinson aus?

Morbus Parkinson ist eine progressive, neurodegenerative Erkrankung. Hierbei sind unter anderem Gleichgewicht und auch motorische Funktionen beeinträchtigt, was Aktivitäten des täglichen Lebens einschränkt.

In der Physiotherapie kann man sich verschiedener Behandlungstechniken bedienen. Die Forschung auf dem Gebiet der Neurowissenschaften ist sehr aktiv und so haben Wissenschaftler 1 nun einen Studienversuch durchgeführt, um die Effekte von Virtual Reality Technologie und Motor Imagery Techniken auf Gleichgewicht, motorische Kontrolle und Effekte auf das alltägliche Leben bei Parkinsonpatienten zu untersuchen.

Virtual Reality (VR), sowie Motor Imagery (MI) sind zwei Techniken, die mehr und mehr Einzug in die Physiotherapie halten und immer weiter entwickelt werden u.a. in der Rehabilitation von Morbus Parkinson. VR schult hierbei Bewegungen und kognitive Fähigkeiten, in dem Aktivitäten in Echtzeit durchgeführt und in ein virtuelles Umfeld simuliert werden. Dies geschieht z.B. mit Hilfe von sogenannten VR- Brillen. Motor Imagery beinhaltet das pure Vorstellen einer Bewegung, ohne die Bewegung tatsächlich durchzuführen. Es konnte nachgewiesen werden, dass MI die gleichen Hirnareale stimuliert, wie die tatsächliche Bewegung.

Bei dieser Studie wurden 44 an Parkinson erkrankte Teilnehmer*innen einem Test unterzogen. Ein Teil der Gruppe erhielt ausschließlich Physiotherapie, der andere Teil der Gruppe erhielt Physiotherapie und zusätzlich VR in Kombination mit MI.

Als Maß wurden vorab diverse neurologische Tests durchgeführt und Einteilungen in Skalen vorgenommen, die Aufschluss über Gleichgewicht und motorische Fähigkeiten gaben. Die Therapieeinheiten vetreilten sich über zwölf Wochen, mit Behandlungen jeweils drei Mal pro Woche.

Es konnte herausgefunden werden, dass die Gruppe, die eine Kombinationstherapie aus Physiotherapie, VR und MI erhielt, sehr deutliche Verbesserungen im Hinblick auf die motorischen Funktionen, das Gleichgewicht und ebenso auf Tätigkeiten des alltäglichen Lebens verzeichnen konnte.

Eine weitere Studie 2 untersuchte isoliert die Wirkung von VR auf die oben genannten Parameter im Gegensatz zu alleiniger Physiotherapie. Auch hier konnten anhand der Tests eindeutig positive Effekte auf motorische Kontrolle, Gleichgewicht und somit auch Auswirkungen auf die Aktivitäten des täglichen Lebens festgestellt und belegt werden.

VR funktioniert deshalb so gut, weil die Patient*innen sich auf eine spezifische Aktion konzentrieren müssen, daraufhin eine motorische Aktivität ausführen und direkt Feedback innerhalb der virtuellen Realität bekommen.

VR und MI wird schon eine Weile erfolgreich in der Physiotherapie eingesetzt, sodass man sich drauf freuen kann, wenn die Entwicklung weiter voran schreitet.

Wenn Sie weitere Fragen zu dieser Behandlungsmöglichkeit haben, kontaktieren Sie mich gerne. In meiner Praxis werde ich ab Januar die Möglichkeit der VR- Therapie anbieten. Motor Imagery bzw. Graded Motor Imagery wende ich schon einige Zeit erfolgreich in meinen Therapie an.

Text: Christina Sattler

1 M. Kashif et al., 2022

2 Chuang et al., 2022

Don´t blame it on the weatherman

Oder: Hat das Wetter einen Einfluss auf Kopfschmerzen und Migräne?

Jeder kennt Aussagen, wie: Ich merke, dass sich das Wetter ändert. Jeder kennt auch mindestens einen „wetterfühligen“ Menschen.

Doch hat das Wetter auch tatsächlich einen Einfluss auf Kopfschmerzen und im Speziellen auf Migräne?

64 Prozent der Menschen leiden mindestens einmal im Leben an Kopfschmerzen, dabei leiden in Westeuropa und Nordamerika rund 5 bis 9 Prozent der Männer und 12 bis 25 Prozent der Frauen unter einer Migräne. 1

Das Robert Koch Institut hat eine Befragung unter  5000 Männern und Frauen durchgeführt und kam zu dem Ergebnis, dass 57,5 Prozent der Frauen und 44,4 Prozent der Männer in Deutschland innerhalb eines Jahres mindestens einmal Kopfschmerzen haben. 14, 8 Prozent der Frauen und 6 Prozent der Männer erfüllen hierbei alle Kriterien für Migräne.2

Das ist eine große Anzahl gemessen an der Bevölkerung.

Migräne ist eine neurologische Erkrankung und während Kopfschmerzen Spannungskopfschmerzen sein können, so zeichnet sich das Bild einer Migräne mit folgenden Symptomen ab:

  • Einseitig pulsierender Schmerz
  • Wird verstärkt durch körperliche Aktivität
  • Begleiterscheinungen, wie Licht-& Geräuschempfindlichkeit
  • Übelkeit
  • Erbrechen
  • Aura: Sehfeldeinschränkungen, Sprachstörungen
  • Taubheit in Gliedmaßen

Zur Frage, ob nun das Wetter einen Einfluss auf Migräne haben kann, können diverse Studien herangezogen werden. Viele Migränepatient*innen geben an, dass das Wetter und auch Luftverhältnisse die Migräne triggern können.

Die Studienlage hierzu ist jedoch sehr kontrovers. Es kann nicht bestätigt oder widerlegt werden, ob das Wetter einen Einfluss auf das Auftreten von Migräne hat. Hierzu müsste eine große Anzahl von Betroffenen über einen langen Zeitraum befragt werden.

Unter Wetter versteht man verschiedene Elemente, wie z.B. Temperatur, Luftfeuchtigkeit oder Luftdruck. Dass das Wetter einen Einfluss auf die Gesundheit der Menschen haben kann, wurde in diversen Studien belegt. In Umfragen nach Migräneauslösern gab ein Großteil der Betroffenen an, dass das Wetter ein Auslöser sei.3

Das Problem bei den Studien ist, dass einige lediglich die Tagebucheinträge von Betroffenen auswerten und hierbei ist die Zahl der Teilnehmer gering. Oder aber Krankenhäuser, die akut betroffene Migränepatienten aufnehmen, werten große Datensätze aus, die sich dann aber nur über einen sehr kurzen Zeitraum erstrecken.

Da die Auswertungen der Forschung sehr unterschiedlich ausfallen, kann man davon ausgehen, dass Betroffene sehr unterschiedlich sensibel auf die verschiedenen Wetterelemente reagieren.4     

Forscher der Uni Rostock haben sich dieser Frage erneut angenommen, diverse Studien ausgewertet und sich zum Ziel gesetzt, herauszufinden, ob Wetterveränderungen einen Einfluss auf die Anfallsfrequenz von Migränepatienten haben. 5

Für diese Studie wurde eine neue Methode der Datenerfassung erstellt, die es erlaubt, größere Daten von mehr Teilnehmern, als in bisherigen Studien zu erfassen. Mit dem Projekt „Migräne Radar“ wurden die Daten von 6217 Teilnehmern erfasst. Die Proband*innen waren über ganz Deutschland verteilt. Untersucht wurden die Wetterelemente Luftdruck, relative Luftfeuchtigkeit und Lufttemperatur.

Es konnte festgestellt werden, dass einige Proband*innen vor allem auf das Element Lufttemperatur sensibel reagiert haben. Ebenso konnte nachgewiesen werden, dass auch der Luftdruck bei einigen Migräneattacken ausgelöst hat. Luftfeuchtigkeit jedoch hat keine signifikanten Änderungen im Bezug auf Migräneattacken ausgelöst.

Manche Teilnehmer*innen reagierten auf mehrere Wetterelemente sensibel und am häufigsten sind laut dieser Studie Wetterveränderungen, also Schwankungen innerhalb eines Tages relevant für Betroffene.

Da die Teilnehmer*innen sehr unterschiedlich bis gar nicht auf die einzelnen Wetterelemente reagiert haben, kann keine allgemeingültige Aussage bezüglich des Wetters auf Migräneattacken getroffen werden.

1 Epidemiology of headache, Mazoni et al., 2010, Handb Clin Neurol. 2010;97:3-22. doi: 10.1016/S0072-9752(10)97001-2

2 Journal of Health Monitoring, Migräne und Spannungskopfschmerz, RKI und Destatis, 2020

3 Robbins, L., 1994 Precipitating Factors in Migraine: A Retrospective Review of 494 Patients. Headache, 34 (4), 214-216

4 Hofmann et.al, 2015, The influence of weather on migraine- are migraine attacks predictable? Annals and Translational Neurology, 2 (1), 22-28.

5 Florian Wogenstein, 2018, Uni Rostock, Untersuchung des Einflusses verschiedener Wetterelemente als mögliche Auslöser  migräneartiger Kopfschmerzen

Confirmation Bias

Wie Wahrnehmung die Wirklichkeit verzerren kann und was das für Sie und uns als Therapeutinnen und Therapeuten bedeutet

Stimmt, oder? Wenn man es eilig hat, sind immer alle Ampeln rot!

Oder???

Was ist Confirmation Bias?

Übersetzen kann man Conformation Bias mit Bestätigungsfehler. Beispielsweise ist ein Confirmation Bias, dass die Ampeln immer rot sind, wenn man es eilig hat.

Es ist ein psychologisches Phänomen, dass wir versuchen, die Dinge zu bewerten, sodass sie zu unseren Annhamen passen.

Dazu gehört, dass wir uns auch nur an einzelne Dinge erinnern, die unsere Annhame bestätigen. Im Falle der roten Ampel fallen uns also all die Situationen ein, in denen wir es eilig hatten und alle Ampeln rot waren. Die Fälle, in denen die Ampeln ebenso rot waren, wenn wir es nicht eilig hatten, an die erinnern wir uns nicht. Oder aber an die Fälle, in denen wir es eilig hatten und die Ampeln grün waren, fallen uns auch nicht mehr ein.

Wir suchen also nach der Bestätigung für unsere Annahmen. Wir interpretieren aber auch Situationen so, dass sie zu unserer Annahme passen. Wir kommen auch nicht auf die Idee, Faktoren objektiv zu betrachten, um unsere Annahmen zu entkräften. Vielmehr noch ignorieren wir Fakten, die unsere Annahmen entkräften.

Es ist also das Bestätigen von vorhandenen Hypothesen.

Warum tun wir das?

Wir tun das, um Fehlentscheidungen zu vermeiden. Durch psychologische Experimente konnte festgestellt werden, dass es eine Rolle spielt, dass Informationen, die zu unserer Annahme passen, besser erinnert werden können und auch höher gewertet werden, als unpassende. Außerdem wurde herausgefunden, dass Informationen, die unsere Annahmen widerlegen, gemieden werden.

Aktuell kann man Conformation Bias sehr gut anhand des Beispiels der Corona Pandemie erkennen. Oder kennen Sie nicht auch unzählige Menschen, die erkranken, obwohl sie geimpft sind? 😉 Das ist natürlich zynisch gemeint. Die Studienlage zeigt, dass die Impfungen wirksam sind und vor schweren Verläufen schützen. Dennoch suchen manche immer wieder nach der Bestätigung, dass die Impfungen nicht wirken.

Keine Kausalität

Es mag sein, dass Ereignisse gleichzeitig auftreten, aber man muss bedenken, dass nicht immer unbedingt eine Kausalität besteht.

Dies hat u.a. evultionäre Gründe, die nicht zwangsläufig negativ sind. Es ist nichts schlimmes, aus Erfahrungen, die man gemacht hat, Rückschlüsse für die Zukunft zu ziehen. Zum Beispiel, wissen wir, dass eine Herdplatte, die rot leuchtet wahrscheinlich heiß ist. Das ist eine Erfahrung, die wir in unserem Leben eventuell gemacht haben. Wir müssen das nicht jedes Mal aufs Neue prüfen.

Um Kausalität besser zu erklären, folgendes Beispiel:

Wenn zum Beispiel, durch ein verstärktes öffentliches Interesse an einer Erkrankung vermehrt Gesundheitsdienste in Anspruch genommen werden, kann es passieren, dass wir einem Confirmation Bias unterliegen.

Es ist nämlich nicht unbedingt so, dass der Schluss gezogen werden kann, dass nur weil die Zahl an Inanspruchnahme von Gesundheitsdiensten gestiegen ist, dies an einer erhöhten Anzahl an Erkrankten liegt. Das öffentliche Interesse an einer Erkrankung ist lediglich gestiegen

Als Beispiel kann man hier das verstärkte öffentliche Interesse an der chronischen Darmerkrankung Zöliakie nennen.

Dadurch, dass das Thema Zöliakie medial mehr Aufmerksamkeit bekommen hat, könnte man bei einfachen Magen Darm Problemen davon ausgehen, unter einer Zöliakie zu leiden, viele Argumente dafür, wenige dagegen zu finden und dann auf glutenfreie Lebensmittel umzusteigen. Die Lebensmittelindustrie hat sich in den letzten Jahren angepasst und bringt immer mehr glutenfreie Lebensmittel auf den Markt. Das kann möglicherweise unsere Wahrnehmung dahingehend verzerren, dass wir annehmen, dass es immer mehr Menschen gibt, die unter Zöliakie leiden.

Es könnte also passieren, dass Menschen mit Bauchschmerzen annehmen, sie seien an Zöliakie erkrankt. Somit unterziehen sie sich vermehrt Untersuchungen und Screenings, die eine Zöliakie nachweisen können. Das kann sich positiv auf die Früherkennung auswirken, dennoch aber auch die eigene Wahrnehmung oder eben aber auch Studien verzerren. Daher wird in Studien bestmöglich objektiv vorgegangen. Je mehr Faktoren in einer Studie vorliegen und beachtet werden, desto mehr kann von einer faktischen Tatsache ausgegangen werden.

Ein weiteres Beispiel hierfür ist auch, dass die Amerikanerin Jade Goody sich 2009 dazu entschied, mit ihrer Krebsdiagnose an die Öffentlichkeit zu gehen. Das führte dazu, dass sich sehr viel mehr Frauen daraufhin einem Krebsscreening unterzogen und somit viele Frauen frühzeitig behandelt wurden. Die Studienlage zeigte eine hohe Anzahl von Frauen, die sich solchen Screenings unterzogen. Es konnte hier eine direkte Kausalität festgestellt werden, zwischen Goodys Öffentlichkeitsarbeit und der Anzahl der Frauen, die sich untersuchen ließen. Denn traurigerweise wurde in einer Studie einige Jahre später festgestellt, dass die Anzahl der Frauen, die sich einem solchen Screening unterzogen haben, auf den Tiefpunkt gesunken war. Mehr dazu findet man unter „Jade Goody Effect“.

Was bedeutet das für Sie als Mensch mit Beschwerden?

Bleiben Sie bitte immer kritisch und so objektiv wie möglich. Versuchen Sie, zu erkennen, dass Sie möglicherweise dem Confirmation Bias auferliegen könnten, wenn Sie annehmen, dass bestimmte Beschwerden auf eine bestimmte Erkrankung hinweisen müssen und Sie dafür vielleicht tatsächlich auch Beweise finden. Stellen Sie sich hierbei immer die Frage:

Kann ich mit hundert prozentiger Sicherheit behaupten, dass das stimmt?

Hinterfragen Sie sich selbst, ob Sie vielleicht andere Argumente, die Ihrer Annahme nicht entsprechen, ausblenden. Überprüfen Sie die Studienlage, auch wenn diese nicht Ihren Annahmen entspricht.

Suchen Sie sich medizinsiche Unterstützung bei denen, die evidenzbasiert arbeiten und Sie nicht in Schubladen stecken.

Bleiben Sie auch bitte kritisch bei Aussagen, wie: „Rückenschmerzen, das hilft wirklich!“ Wirklich? Ihnen auch? Sind Sie sicher? Was genau sind diese Rückenschmerzen, von denen dieser Herr im Youtube Video erzählt?

Was bedeutet das für uns als Therapeutinnen und Therapeuten?

Gut ausgebildete, evidenzbasiert arbeitende, Therapeutinnen und Therapeuten, wissen um Confirmation Bias. Wir wissen zu differenzieren und achten genau darauf, unsere Patientinnen und Patienten nicht in die sogenannten Schubladen zu schieben, wir handeln nach bestmöglicher Objektivität und nach ebensolchen Studien. Wir denken differenziert und entwerfen bestmöglich individuelle Therapieansätze.

Wir wissen, klinische Tests auszuwerten und zu validieren. Wir achten auf limitierende Faktoren, die die Testergebnisse beeinflussen können.

Es gibt keine Schubladenbehandlung und kein 08/15 Standardprogramm für „den Schmerzpatient“ oder „die Schulterpatientin“, auch wenn Sie von diesen vermeintlichen Online Anbietern, oder selbsternannten Gurus auf Youtube und Social Media anderes hören.