Evidenzbasierte Therapieempfehlungen bei Osteoporose

Gehören Sie zu den Menschen, die sich fürchten, hinzufallen, weil sie sich dann was brechen könnten, denn da steht die Diagnose „Osteoporose“ im Raum? Haben Sie vielleicht sogar deshalb schon aufgehört, Ihrem Lieblingssport nachzugehen? Dann könnte dieser Artikel für Sie hilfreich sein. Sie können getrost Ihr leichtes Theraband nun wegräumen oder dekorativ irgendwie verbasteln. Denn bei Osteoporose ist gezieltes und durch Fachpersonal überwachtes Krafttraining hocheffizient. Vergessen Sie auch Hockergymnastik. Im folgenden Blogbeitrag erhalten Sie informative Einblicke in die derzeit bestwirksamste Therapiemethode bei Osteoporose.

Was ist Osteoporose?

Unsere Knochen bestehen aus Knochenmasse, den sogenannten Osteoblasten (aufbauende Knochenzellen) und Osteoklasten (abbauende Knochenzellen). Diese Zellen stehen physiologisch in einem ausgeglichenen Verhältnis, da unsere Knochen sich in ständigem Prozess aus Auf-, Ab- und Umbau befinden. Knochen bilden sich aufgrund der angeforderten Belastung auf. Verringert sich diese Knochenmasse krankhaft, so spricht man von einer Osteoporose. Unter Osteoporose versteht man also eine Erkrankung des Skeletts, die sich durch den Abbau von Knochenmasse und Veränderung innerhalb der Knochenstruktur auszeichnet.

Dies zieht eine erhöhte Bruchgefahr der Knochen, sowie vermehrte Häufigkeit von Knochenbrüchen nach sich.

Das Risiko, einen Knochenbruch zu erleiden wird durch drei Faktoren mitbestimmt:

  • Knochenstärke
  • Sturz Impact (also die Kraft, die der Sturz auf den Knochen auswirkt)
  • Sturz Frequenz (Häufigkeit der Stürze)

Studien 1 zufolge gibt es derzeit 7,8 Mio. an Osteoporose erkrankte Menschen in Deutschland. Weiter weiß man, dass eine medikamentöse Therapie Brüche an Wirbeln, Oberschenkelknochen oder Schenkelhals deutlich reduzieren kann. Eine weitere Studie2 kam zu dem Ergebnis, dass eine gezieltes Training in Bezug auf die medikamentöse Therapie ähnlich gute Erfolge erzielen kann.

In der deutschen Leitlinie für Osteoporosetherapie wird Training ebenso empfohlen. 3

Das optimale Trainingsprogramm

Es gibt drei Faktoren, die sich im Training positiv auf die Knochenfestigkeit auswirken:

Muskelzug Muskeln üben auf den Knochen einen gewissen Druck, Beuge- oder Scherbelastung aus. Diese Reize benötigt der Knochen, um sich aufzubauen.

Axiale Belastung Axiale Belastung ist eine Kraft, die von oben oder von unten senkrecht auf den Knochen wirkt.

Systemischer Faktor Durch die Belastung hervorgerufene hormonelle Veränderungen im Körpersystem kann die Reaktion innerhalb eines Knochens durch Trainingsreize verändert werden. Man kann davon ausgehen, dass ein gezieltes Ausdauer- oder auch Krafttraining die Bildung der Knochensubstanz und den Kalziumhaushalt positiv beeinflusst.

Welche Trainings- oder Sportarten kommen also am Besten in Frage?

Für die Festigkeit der LWS oder den Schenkelhals eignen sich Sportarten und Trainings, wie:

  • Gewichtheben
  • Schwimmen
  • Tanzen
  • Laufen

Welche Sportarten und Trainings für Sie am Besten geeignet sind, kann Ihr*e Physiotherapeut*in beurteilen und mit Ihnen besprechen. Hierbei spielen auch einige Belastungsfaktoren, wie Art, Intensität, Umfang, Dauer und Dichte des Trainingsreizes, sowie die Trainingshäufigkeit eine Rolle.

Vergessen Sie also Hockergymnastik und das leichte Theraband

In einer Studie4 zum LIFTMOR Training wurden postmenopausale Frauen 5, sowie Männer 6 mit Osteoporose/Osteopenie untersucht. Die Studie kam zu dem Ergebnis, dass ein hochintensives Kraft- und Impacttraining bei dieser Personengruppe unter professioneller Aufsicht sicher und hocheffektiv ist und zu deutlich verbesserter Knochendichte führt. Die Teilnehmer*innen erzielten außerdem sehr gute Ergebnisse in bspw. Muskelfunktionstests, oder auch bei Tests, die eine Aussage über die Sturzanfälligkeit treffen.

Text: Christina Sattler

Bild: Pixabay

Literatur: Physio meets science

Quellen:

1 Häussler B, Gothe H, Gol D et al. Epidemiology, treatment and costs of osteoporosis in Germany – the BoneEVA Study.
Osteoporos Int 2007; 18: 77–84

2 Kemmler W, Häberle L, von Stengel S. Effects of exercise on fracture reduction in older adults: a systematic review and meta-analysis. Osteoporos Int. 2013 Jul;24(7):1937-50. doi: 10.1007/s00198-012-2248-7. Epub 2013 Jan 10. PMID: 23306820.

3 https://www.awmf.org/leitlinien/detail/ll/183-001.html

4 Watson SL, Weeks BK, Weis LJ, Harding AT, Horan SA, Beck BR. High-intensity exercise did not cause vertebral fractures and improves thoracic kyphosis in postmenopausal women with low to very low bone mass: the LIFTMOR trial. Osteoporos Int. 2019 May;30(5):957-964. doi: 10.1007/s00198-018-04829-z

5 Watson SL, Weeks BK, Weis LJ, Harding AT, Horan SA, Beck BR

Journal of bone and mineral research, 2018, 33(2), 211‐220 added to CENTRAL: 31 October 2019 2019 Issue 10

6Harding AT, Weeks BK, Lambert C, Watson SL, Weis LJ, Beck BR. A Comparison of Bone-Targeted Exercise Strategies to Reduce Fracture Risk in Middle-Aged and Older Men with Osteopenia and Osteoporosis: LIFTMOR-M Semi-Randomized Controlled Trial. J Bone Miner Res. 2020 Aug;35(8):1404-1414. doi: 10.1002/jbmr.4008. Epub 2020 Mar 30. PMID: 32176813