Privatpraxis für evidenzbasierte Physiotherapie in St. Wendel

Schlagwort: Schmerz

Prävention durch Physiotherapie

Prävention von Muskel- und Skeletterkrankungen durch Physiotherapie: Wie gezielte Maßnahmen das Risiko minimieren

Muskel- und Skeletterkrankungen gehören zu den häufigsten Gesundheitsproblemen weltweit. Sie können zu erheblichen Einschränkungen im Alltag führen und die Lebensqualität massiv beeinträchtigen. Doch viele dieser Erkrankungen lassen sich durch präventive Maßnahmen verhindern oder zumindest in ihrer Ausprägung und Häufigkeit reduzieren. Hier spielt die Physiotherapie eine zentrale Rolle. Durch individuell angepasste physiotherapeutische Methoden können Risikofaktoren minimiert und die Gesundheit des Bewegungsapparates nachhaltig gestärkt werden.

Warum Prävention so wichtig ist

Muskel- und Skeletterkrankungen, wie Rückenschmerzen, Gelenkerkrankungen oder Bandscheibenprobleme, entwickeln sich oft schleichend. Viele Menschen suchen leider erst dann medizinische Hilfe, wenn Schmerzen oder Funktionseinschränkungen den Alltag bereits stark beeinträchtigen.

Doch der Schlüssel zur langfristigen Gesundheit des Bewegungsapparates liegt in der Prävention. Frühzeitige physiotherapeutische Interventionen können nicht nur Beschwerden verhindern, sondern auch die Belastbarkeit von Muskeln, Bändern und Gelenken erhöhen.

Die Rolle der Physiotherapie in der Prävention

Physiotherapie wird häufig als rein rehabilitative Maßnahme betrachtet. Die präventive Wirkung ist mindestens genauso bedeutend. Durch gezielte Bewegungsprogramme, individuelle Beratung und spezifische Trainingstechniken können wir als Physiotherapeuten muskuläre Dysbalancen ausgleichen, die Körperhaltung verbessern und degenerative Prozesse verlangsamen.

Belastungsanalyse

Eine der häufigsten Ursachen für Muskel- und Skeletterkrankungen sind Fehlbelastungen. Sei es durch fehlenden Ausgleich nach beruflich sitzender Tätigkeit oder ungünstigen Bewegungsabläufe im Alltag. In der Physiotherapie führen wir eine umfassende Analyse durch, um ungünstige Faktoren zu identifizieren. Basierend auf diesen Ergebnissen wird ein individuelles Übungsprogramm erstellt, das einen Ausgleich schafft.

Bewegungsmotivation

Gemeinsam ermitteln wir mit Ihnen in der Physiotherapie Übungen, die Ihnen Freude an Bewegung geben. Diese Übungen können bei jedem anders aussehen. Wichtig ist, die Angst vor Bewegung zu nehmen und Freude an Bewegung zu erlangen.

Kräftigung der Muskulatur

Durch gezielte Kräftigungsübungen können wir als Physiotherapeuten die Stabilität Ihres Bewegungsapparates erhöhen. Ein starker Muskelapparat schützt Ihre Gelenke und entlastet Ihre Wirbelsäule, was das Risiko von Verletzungen und Verschleißerscheinungen deutlich reduziert.

Mobilisation und Flexibilitätsförderung

Gelenksteifigkeit und mangelnde Flexibilität erhöhen die Wahrscheinlichkeit für Verletzungen und Schmerzen. Physiotherapeutische Mobilisationsübungen sorgen dafür, dass die Gelenke beweglich bleiben und der gesamte Bewegungsapparat geschmeidig funktioniert.

Schmerzsensibilisierung und Schulung

Chronische Schmerzen führen oft zu Schonhaltungen und Bewegungsvermeidung, was wiederum muskuläre Dysbalancen verstärken kann. Physiotherapeuten arbeiten nicht nur an der körperlichen, sondern auch an der mentalen Komponente des Schmerzes. Durch gezielte Schmerzschulung lernen Sie, wie Sie Ihren Schmerz wahrnehmen und entsprechend handeln können, ohne in eine Schonhaltung zu verfallen.

Prävention durch Bewegung – Ein ganzheitlicher Ansatz

Ein zentraler Bestandteil der präventiven Physiotherapie ist die Vermittlung eines gesunden, aktiven Lebensstils. Regelmäßige Bewegung fördert die Durchblutung, stärkt den Muskel- und Sehnenapparat und sorgt dafür, dass der Körper widerstandsfähiger gegenüber Belastungen wird. Wir entwickeln maßgeschneiderte Trainingspläne, die auf Ihren individuellen Gesundheitszustand und Ihre Belastbarkeit abgestimmt sind. So wird sichergestellt, dass Bewegung weder unter- noch überfordernd ist.

Die Prävention von Muskel- und Skeletterkrankungen durch Physiotherapie ist eine Investition in die eigene Gesundheit. Durch frühzeitige Maßnahmen und gezielte physiotherapeutische Betreuung lassen sich viele Beschwerden verhindern oder lindern. Physiotherapie ist dabei nicht nur für Menschen mit akuten Beschwerden relevant, sondern vor allem für all jene, die langfristig gesund und mobil bleiben wollen. Ich biete Ihnen eine ganzheitliche, individuelle Betreuung, die den Grundstein für ein schmerzfreies und aktives Leben legt.

Die präventive Physiotherapie sollte daher nicht als Option, sondern als integraler Bestandteil eines gesunden Lebensstils betrachtet werden.

Don´t blame it on the weatherman

Oder: Hat das Wetter einen Einfluss auf Kopfschmerzen und Migräne?

Jeder kennt Aussagen, wie: Ich merke, dass sich das Wetter ändert. Jeder kennt auch mindestens einen „wetterfühligen“ Menschen.

Doch hat das Wetter auch tatsächlich einen Einfluss auf Kopfschmerzen und im Speziellen auf Migräne?

64 Prozent der Menschen leiden mindestens einmal im Leben an Kopfschmerzen, dabei leiden in Westeuropa und Nordamerika rund 5 bis 9 Prozent der Männer und 12 bis 25 Prozent der Frauen unter einer Migräne. 1

Das Robert Koch Institut hat eine Befragung unter  5000 Männern und Frauen durchgeführt und kam zu dem Ergebnis, dass 57,5 Prozent der Frauen und 44,4 Prozent der Männer in Deutschland innerhalb eines Jahres mindestens einmal Kopfschmerzen haben. 14, 8 Prozent der Frauen und 6 Prozent der Männer erfüllen hierbei alle Kriterien für Migräne.2

Das ist eine große Anzahl gemessen an der Bevölkerung.

Migräne ist eine neurologische Erkrankung und während Kopfschmerzen Spannungskopfschmerzen sein können, so zeichnet sich das Bild einer Migräne mit folgenden Symptomen ab:

  • Einseitig pulsierender Schmerz
  • Wird verstärkt durch körperliche Aktivität
  • Begleiterscheinungen, wie Licht-& Geräuschempfindlichkeit
  • Übelkeit
  • Erbrechen
  • Aura: Sehfeldeinschränkungen, Sprachstörungen
  • Taubheit in Gliedmaßen

Zur Frage, ob nun das Wetter einen Einfluss auf Migräne haben kann, können diverse Studien herangezogen werden. Viele Migränepatient*innen geben an, dass das Wetter und auch Luftverhältnisse die Migräne triggern können.

Die Studienlage hierzu ist jedoch sehr kontrovers. Es kann nicht bestätigt oder widerlegt werden, ob das Wetter einen Einfluss auf das Auftreten von Migräne hat. Hierzu müsste eine große Anzahl von Betroffenen über einen langen Zeitraum befragt werden.

Unter Wetter versteht man verschiedene Elemente, wie z.B. Temperatur, Luftfeuchtigkeit oder Luftdruck. Dass das Wetter einen Einfluss auf die Gesundheit der Menschen haben kann, wurde in diversen Studien belegt. In Umfragen nach Migräneauslösern gab ein Großteil der Betroffenen an, dass das Wetter ein Auslöser sei.3

Das Problem bei den Studien ist, dass einige lediglich die Tagebucheinträge von Betroffenen auswerten und hierbei ist die Zahl der Teilnehmer gering. Oder aber Krankenhäuser, die akut betroffene Migränepatienten aufnehmen, werten große Datensätze aus, die sich dann aber nur über einen sehr kurzen Zeitraum erstrecken.

Da die Auswertungen der Forschung sehr unterschiedlich ausfallen, kann man davon ausgehen, dass Betroffene sehr unterschiedlich sensibel auf die verschiedenen Wetterelemente reagieren.4     

Forscher der Uni Rostock haben sich dieser Frage erneut angenommen, diverse Studien ausgewertet und sich zum Ziel gesetzt, herauszufinden, ob Wetterveränderungen einen Einfluss auf die Anfallsfrequenz von Migränepatienten haben. 5

Für diese Studie wurde eine neue Methode der Datenerfassung erstellt, die es erlaubt, größere Daten von mehr Teilnehmern, als in bisherigen Studien zu erfassen. Mit dem Projekt „Migräne Radar“ wurden die Daten von 6217 Teilnehmern erfasst. Die Proband*innen waren über ganz Deutschland verteilt. Untersucht wurden die Wetterelemente Luftdruck, relative Luftfeuchtigkeit und Lufttemperatur.

Es konnte festgestellt werden, dass einige Proband*innen vor allem auf das Element Lufttemperatur sensibel reagiert haben. Ebenso konnte nachgewiesen werden, dass auch der Luftdruck bei einigen Migräneattacken ausgelöst hat. Luftfeuchtigkeit jedoch hat keine signifikanten Änderungen im Bezug auf Migräneattacken ausgelöst.

Manche Teilnehmer*innen reagierten auf mehrere Wetterelemente sensibel und am häufigsten sind laut dieser Studie Wetterveränderungen, also Schwankungen innerhalb eines Tages relevant für Betroffene.

Da die Teilnehmer*innen sehr unterschiedlich bis gar nicht auf die einzelnen Wetterelemente reagiert haben, kann keine allgemeingültige Aussage bezüglich des Wetters auf Migräneattacken getroffen werden.

1 Epidemiology of headache, Mazoni et al., 2010, Handb Clin Neurol. 2010;97:3-22. doi: 10.1016/S0072-9752(10)97001-2

2 Journal of Health Monitoring, Migräne und Spannungskopfschmerz, RKI und Destatis, 2020

3 Robbins, L., 1994 Precipitating Factors in Migraine: A Retrospective Review of 494 Patients. Headache, 34 (4), 214-216

4 Hofmann et.al, 2015, The influence of weather on migraine- are migraine attacks predictable? Annals and Translational Neurology, 2 (1), 22-28.

5 Florian Wogenstein, 2018, Uni Rostock, Untersuchung des Einflusses verschiedener Wetterelemente als mögliche Auslöser  migräneartiger Kopfschmerzen

Das Karpaltunnelsyndrom

und die Behandlung nach neuestem Stand wissenschaftlicher Erkenntnisse

Sie kennen das vielleicht: Kribbeln, Taubheitsgefühle oder Schmerzen in der Hand oder den Fingern. Das könnte ein Karpaltunnelsyndrom sein, doch wie kann man testen, ob dieses Syndrom möglicherweise vorliegt?

Der Phalen- Test kann Hinweise darauf geben

Dieser klinische, neurologische Test wird durchgeführt, wenn man wissen möchte, ob bei obengenannten Beschwerden eventuell ein Karpaltunnelsyndrom vorliegt. Dazu wird das betroffene Handgelenk maximal gebeugt und in dieser Stellung für ungefähr eine Minute in dieser Position gehalten. Löst dies die Beschwerden aus, liegt möglicherweise ein Karpaltunnelsyndrom vor. Hierbei wird der Medianus Nerv komprimiert.

Was ist der Karpaltunnel?

Als Karpaltunnel bezeichnet man einen Bereich unterseitig am Handgelenk zwischen einem straffen Band und den Handwurzelknochen. Hier verläuft unter anderem der Medianus Nerv.

Der Medianus Nerv

Der Nervus medianus ist ein Nerv, der sowohl für motorische, als auch sensible Innervation sorgt, also Muskeln und auch Hautgebiete versorgt.

Er ist einer von vielen Nerven, die dem großen Armnervengeflecht (Plexus brachialis) entspringen. Dieser Nerv enthält Faseranteile, die den Halswirbelsegmenten C6 bis Th1 (6. Halswirbel bis 1. Brustwirbel) entspringen, er zieht durch die Achsel an der Innenseite des Oberarms über die Ellenbeuge zum Unterarm und von dort zum Handgelenk. An der Unterseite des Unterarms durchquert er auf Höhe des Handgelenks den sogenannten Karpaltunnel und läuft weiter bis zur Handfläche.

Motorisch versorgt dieser Nerv fast alle Beuger des Unterarms, Beuger des Handgelenks und fast aller Fingerbeuger, sowie Anteile der Daumenballenmuskulatur.

Sensibel versorgt er die Handinnenfläche an der Haut des Daumens, Zeigefingers, Mittelfingers und der dem Mittelfinger zugewandten Seite des Ringfingers. Auf der Handrückenseite versorgt der Nervus medianus außerdem die Haut des Daumens, des Zeige- und Mittelfingers ab ungefähr der Mittelgelenke dieser Finger, sowie den, dem Mittelfinger zugewandten oberen Anteil des Ringfingers.

Was passiert, wenn der Nervus medianus komprimiert wird?

Der Funktion des Nerven entsprechend zeichnet sich eine Kompression des Nervus medianus dadurch aus, dass beim Versuch, die Hand zu einer Faust zu ballen, die ersten drei Finger nicht komplett gebeugt werden können. Man spricht von der sogenannten „Schwurhand“.

Sensible Ausfälle, wie Missempfindungen (Taubheit, Kribbeln) tauchen in den oben genannten sensiblen Versorgungsgebieten auf, also Daumen, Zeige- und Mittelfinger, sowie Teile des Ringfingers.

Die Behandlung in der Physiotherapie

  • Schiene
    • Vor allem bei Schmerzen in der Nacht, kann eine Schiene Linderung verschaffen. Der Medianus Nerv wird hauptsächlich dann komprimiert, wenn das Handgelenk sehr gebeugt oder sehr gestreckt ist. Eine Schiene kann das Handgelenk in Neutralstellung halten. Laut wissenschaftlichen Erkenntnissen kann es bis zu 8 Wochen dauern, bis man eine Besserung der Symptome erreicht.
  • Modifikation der Aktivität
    • Es wird empfohlen, Tätigkeiten, die ein langes übermäßiges Beugen oder Strecken des Handgelenks erfordern, zu reduzieren und für ausreichende Pausen bspw. bei der PC Arbeit einzulegen, wenn die Tätigkeiten nicht in einer neutralen Handgelenksposition ausgeführt werden können
  • Physiotherapie/ Ergotherapie
    • In der Therapie werden gezielte Übungen gezeigt, um den Nerv zu mobilisieren und so zu einer Entlastung beizutragen
  • Injektionen
    • Sollten obengenannte Methoden nicht erfolgreich sein, wird mit entzündungshemmenden Medikamenten nahe des Karpaltunnels eine Injektion durchgeführt, die zum Abschwellen des Gebiets um den Nerv beiträgt und so die Kompression mindert. Das kann zu einer Schmerzlinderung beitragen
  • Operation
    • Führen alle voran genannten Maßnahmen nicht zur Linderung der Beschwerden, oder sind die Schmerzen und Funktionseinschränkungen so stark, dass starke Beeinträchtigungen bereits zu Beginn auftreten, wird eine Operation durchgeführt, bei der durch einen offenen Schnitt oder einen endoskopischen Eingriff mehr Platz im Karpaltunnel für den Nervus medianus geschaffen wird.

Bitte lassen Sie sich von einer/einem spezialisierten Ärztin/ Arzt untersuchen und holen Sie sich gegebenenfalls auch immer eine Zweitmeinung ein. Wie Sie jetzt wissen, ist der Nervus medianus ein sehr großer Nerv, der über den kompletten Arm zieht. Nicht jede Funktionseinschränkung oder Sensibilitätsstörung muss zwangsläufig ein Karpaltunnelsyndrom sein. Es gibt diverse Möglichkeiten ein Karpaltunnelsyndrom zu behandeln.

Eine Operation sollte die letzte Wahl sein, wenn alle anderen Maßnahmen nicht zum Ziel führen und nur dann erste Wahl sein, wenn die Schmerzen und Funktionseinschränkungen Sie massiv beeinträchtigen.

Text: Christina Sattler

Quelle: Physio meets science Infografik

Bild: Pixabay