und die Behandlung nach neuestem Stand wissenschaftlicher Erkenntnisse

Sie kennen das vielleicht: Kribbeln, Taubheitsgefühle oder Schmerzen in der Hand oder den Fingern. Das könnte ein Karpaltunnelsyndrom sein, doch wie kann man testen, ob dieses Syndrom möglicherweise vorliegt?

Der Phalen- Test kann Hinweise darauf geben

Dieser klinische, neurologische Test wird durchgeführt, wenn man wissen möchte, ob bei obengenannten Beschwerden eventuell ein Karpaltunnelsyndrom vorliegt. Dazu wird das betroffene Handgelenk maximal gebeugt und in dieser Stellung für ungefähr eine Minute in dieser Position gehalten. Löst dies die Beschwerden aus, liegt möglicherweise ein Karpaltunnelsyndrom vor. Hierbei wird der Medianus Nerv komprimiert.

Was ist der Karpaltunnel?

Als Karpaltunnel bezeichnet man einen Bereich unterseitig am Handgelenk zwischen einem straffen Band und den Handwurzelknochen. Hier verläuft unter anderem der Medianus Nerv.

Der Medianus Nerv

Der Nervus medianus ist ein Nerv, der sowohl für motorische, als auch sensible Innervation sorgt, also Muskeln und auch Hautgebiete versorgt.

Er ist einer von vielen Nerven, die dem großen Armnervengeflecht (Plexus brachialis) entspringen. Dieser Nerv enthält Faseranteile, die den Halswirbelsegmenten C6 bis Th1 (6. Halswirbel bis 1. Brustwirbel) entspringen, er zieht durch die Achsel an der Innenseite des Oberarms über die Ellenbeuge zum Unterarm und von dort zum Handgelenk. An der Unterseite des Unterarms durchquert er auf Höhe des Handgelenks den sogenannten Karpaltunnel und läuft weiter bis zur Handfläche.

Motorisch versorgt dieser Nerv fast alle Beuger des Unterarms, Beuger des Handgelenks und fast aller Fingerbeuger, sowie Anteile der Daumenballenmuskulatur.

Sensibel versorgt er die Handinnenfläche an der Haut des Daumens, Zeigefingers, Mittelfingers und der dem Mittelfinger zugewandten Seite des Ringfingers. Auf der Handrückenseite versorgt der Nervus medianus außerdem die Haut des Daumens, des Zeige- und Mittelfingers ab ungefähr der Mittelgelenke dieser Finger, sowie den, dem Mittelfinger zugewandten oberen Anteil des Ringfingers.

Was passiert, wenn der Nervus medianus komprimiert wird?

Der Funktion des Nerven entsprechend zeichnet sich eine Kompression des Nervus medianus dadurch aus, dass beim Versuch, die Hand zu einer Faust zu ballen, die ersten drei Finger nicht komplett gebeugt werden können. Man spricht von der sogenannten „Schwurhand“.

Sensible Ausfälle, wie Missempfindungen (Taubheit, Kribbeln) tauchen in den oben genannten sensiblen Versorgungsgebieten auf, also Daumen, Zeige- und Mittelfinger, sowie Teile des Ringfingers.

Die Behandlung in der Physiotherapie

  • Schiene
    • Vor allem bei Schmerzen in der Nacht, kann eine Schiene Linderung verschaffen. Der Medianus Nerv wird hauptsächlich dann komprimiert, wenn das Handgelenk sehr gebeugt oder sehr gestreckt ist. Eine Schiene kann das Handgelenk in Neutralstellung halten. Laut wissenschaftlichen Erkenntnissen kann es bis zu 8 Wochen dauern, bis man eine Besserung der Symptome erreicht.
  • Modifikation der Aktivität
    • Es wird empfohlen, Tätigkeiten, die ein langes übermäßiges Beugen oder Strecken des Handgelenks erfordern, zu reduzieren und für ausreichende Pausen bspw. bei der PC Arbeit einzulegen, wenn die Tätigkeiten nicht in einer neutralen Handgelenksposition ausgeführt werden können
  • Physiotherapie/ Ergotherapie
    • In der Therapie werden gezielte Übungen gezeigt, um den Nerv zu mobilisieren und so zu einer Entlastung beizutragen
  • Injektionen
    • Sollten obengenannte Methoden nicht erfolgreich sein, wird mit entzündungshemmenden Medikamenten nahe des Karpaltunnels eine Injektion durchgeführt, die zum Abschwellen des Gebiets um den Nerv beiträgt und so die Kompression mindert. Das kann zu einer Schmerzlinderung beitragen
  • Operation
    • Führen alle voran genannten Maßnahmen nicht zur Linderung der Beschwerden, oder sind die Schmerzen und Funktionseinschränkungen so stark, dass starke Beeinträchtigungen bereits zu Beginn auftreten, wird eine Operation durchgeführt, bei der durch einen offenen Schnitt oder einen endoskopischen Eingriff mehr Platz im Karpaltunnel für den Nervus medianus geschaffen wird.

Bitte lassen Sie sich von einer/einem spezialisierten Ärztin/ Arzt untersuchen und holen Sie sich gegebenenfalls auch immer eine Zweitmeinung ein. Wie Sie jetzt wissen, ist der Nervus medianus ein sehr großer Nerv, der über den kompletten Arm zieht. Nicht jede Funktionseinschränkung oder Sensibilitätsstörung muss zwangsläufig ein Karpaltunnelsyndrom sein. Es gibt diverse Möglichkeiten ein Karpaltunnelsyndrom zu behandeln.

Eine Operation sollte die letzte Wahl sein, wenn alle anderen Maßnahmen nicht zum Ziel führen und nur dann erste Wahl sein, wenn die Schmerzen und Funktionseinschränkungen Sie massiv beeinträchtigen.

Text: Christina Sattler

Quelle: Physio meets science Infografik

Bild: Pixabay