Wie kann die interdisziplinäre Zusammenarbeit zwischen Physiotherapeuten und Logopäden in der Behandlung von Patienten mit neurologischen Krankheitsbildern gestaltet werden, und wie trägt diese Kooperation zu einem besseren Therapieerfolg bei?
In meiner Tätigkeit als Physiotherapeutin habe ich mich auf die Behandlung von Patienten mit neurologischen Erkrankungen spezialisiert und arbeite eng mit Kolleginnen und Kollegen aus verschiedenen Disziplinen zusammen. Diese Kooperation, insbesondere zwischen Physiotherapie und Logopädie, hat mir in den letzten Jahren gezeigt, wie entscheidend der interdisziplinäre Austausch für den Behandlungserfolg ist.
Für meine Patientinnen und Patienten ist es essenziell, dass Therapeuten Hand in Hand arbeiten und ihre Maßnahmen aufeinander abgestimmt sind. Zahlreiche Studien belegen die Vorteile der interdisziplinären Zusammenarbeit. Patienten mit neurologischen Erkrankungen profitieren erheblich von diesem Austausch, der zudem auch den fachlichen Dialog zwischen uns Therapeuten fördert und einen kontinuierlichen Lernprozess ermöglicht.

Gemeinsam mit meinen Kolleginnen und Kollegen haben wir ein Konzept entwickelt, um diesen Austausch effektiv und effizient zu gestalten. Im Praxisalltag bleibt oft wenig Zeit für direkte Kommunikation, und die Arbeitsabläufe variieren. Auch wenn nicht alle Disziplinen, wie beispielsweise in einer Rehaeinrichtung, unter einem Dach tätig sind, gibt es dennoch Wege, sich datenschutzkonform interaktiv auszutauschen. Verschiedene Softwareanbieter bieten branchenspezifische Tools an, die es ermöglichen, die interdisziplinäre Arbeit im hektischen Berufsalltag optimal zu organisieren. Und dann ist da ja auch noch das gute alte Telefon und auch die Möglichkeit gemeinsame Therapieeinheiten zu gestalten. Außerdem haben wir die „interdisziplinäre Mittagspause“ eingeführt.
Natürlich müssen unsere Patienten mit dieser Arbeitsweise einverstanden sein, weshalb wir gegenseitig von der Schweigepflicht entbunden werden müssen, um behandlungsrelevante Informationen auszutauschen.
Was ist interdisziplinäre Arbeit?
Interdisziplinäre Arbeit bedeutet, dass mehrere Fachrichtungen – in diesem Fall Physiotherapie und Logopädie – gemeinsame Ziele im Sinne der Patienten erarbeiten und verfolgen, um bestmöglich zum Therapieerfolg beizutragen.
So kann beispielsweise die Physiotherapie durch Haltungsschulungen, Körperwahrnehmungstraining und atemtherapeutische Übungen die logopädische Therapie unterstützen. Umgekehrt profitiert die Physiotherapie von den logopädischen Maßnahmen, da die Kommunikationsfähigkeit und damit die Therapiefähigkeit der Patienten verbessert wird. Diese Synergien kommen unseren Patienten zugute.
Durch genau abgestimmte Therapiepläne, die gemeinsam mit den Patienten erstellt werden, fördern wir parallel die Verbesserung von Fähigkeiten in den Bereichen Beweglichkeit, Kommunikation und Kognition. Dies motiviert alle Beteiligten und führt zu einer besseren Lebensqualität der Patienten.
Praxisbeispiele
In meiner Praxis behandele ich Menschen mit neurologischen Krankheitsbildern wie Morbus Parkinson, Schädel-Hirn-Traumen, Multipler Sklerose, Schlaganfall und psychomotorischen Beschwerden. Als Physiotherapeutin konzentriere ich mich auf die motorischen Fähigkeiten, Mobilität, Bewegungskoordination, Feinmotorik und Körperwahrnehmung. Muskuläre Beschwerden stehen häufig im Zusammenhang mit der Sprachproduktion und Sprechmotorik. Auch die Atemmuskulatur spielt eine entscheidende Rolle bei der Stimmbildung und dem Sprechen.
In der Logopädie werden Sprech-, Sprach- und Stimmstörungen sowie Schluckstörungen, die bei neurologischen Erkrankungen auftreten, gezielt behandelt. Die physiologischen Verbesserungen, die wir in der Physiotherapie anstreben, tragen zur Optimierung der Sprachproduktion und Kommunikation bei. Beide Disziplinen integrieren oft auch kognitive Aspekte in die Therapien.
Ein weiterer bedeutender Vorteil dieser interdisziplinären Zusammenarbeit für unsere Patienten besteht darin, dass wir frühzeitig eventuelle Verschlechterungen bei progredienten Erkrankungen erkennen und direkt reagieren können. Sollte beispielsweise in der Physiotherapie eine Auffälligkeit im Sprachvermögen eines Patienten mit Morbus Parkinson festgestellt werden, kann umgehend die Logopädie informiert werden. Ebenso können logopädische Beobachtungen zu Defiziten in der Haltung, Sprechmotorik oder beim Schlucken die Physiotherapie auf mögliche Handlungsbedarfe hinweisen, sodass schnellstmöglich und im besten Interesse des Patienten gehandelt werden kann.
Auf diese Weise schließen wir die Lücke zwischen Rehabilitationseinrichtungen und ambulanten Praxen. Ich bin froh, dass wir ein funktionales interdisziplinäres Netzwerk für diese Art der therapeutischen Zusammenarbeit geschaffen haben, das Physiotherapie, Logopädie, Ergotherapie, Hilfsmittelversorger wie Orthopädietechniker und viele weitere Disziplinen im medizinischen Sektor einbezieht.
Sie als Patienten stehen mit Ihren Bedürfnissen, Sorgen und Wünschen zu jeder Zeit im Mittelpunkt unserer intersdisziplinären Behandlung.